Deeper Learning Unterrichtsmodell

Lesedauer 3 Minuten

Eine kurze Einführung

Das Konzept des Deeper Learning, das in dem Workbook „Deeper Learning gestalten. Ein Workbook für Lehrkräfte“ von Anne Sliwka, Britta Klopsch und Janina Beigel im Jahr 2023 vorgestellt wird, ist ein innovatives Unterrichtsmodell, das tiefgehendes Lernen durch eine Kombination aus fachlichem Wissen, kreativen Prozessen und Identitätsentwicklung ermöglicht. Dieses Modell wurde speziell für den deutschen Bildungsraum entwickelt und berücksichtigt sowohl internationale Erkenntnisse als auch kulturelle Besonderheiten Deutschlands. Viele Ansätze dürften gerade innovativen Lehrkräften sehr vertraut sein – die Bündelung in einem Unterrichtsmodell macht diesen Ansatz so hilfreich. Eine Neuausrichtung auf die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts bedeutet nicht zwangsläufig einen kompletten Wandel der Methodik oder der Lehr-Lern-Modelle. Vielmehr geht es um eine Bündelung und Erweiterung bestehender Ansätze hin zu einem Unterrichtsmodell. Als Lehrkräfte, die dieses Unterrichtsmodell mit einer Vielzahl von Lernenden praktiziert haben, werben wir für diesen Ansatz, hat er uns in unserer pädagogischen Ausrichtung in einer von einer Vielzahl pädagogischer Möglichkeiten durchfluteten Welt geholfen, einen Fokus zu finden: Dieser Fokus liegt in der Schaffung von Handlungsveranlassungen, von Lerngelegenheiten, von Selbstwirksamkeitserfahrungen bei den Lernenden und Lehrenden sowie bei der Persönlichkeitsentwicklung, gerade auch in Verbindung mit den den 4K bzw. 6K.

Definition und Grundidee

Deeper Learning bezeichnet ein Lernen mit Tiefgang, bei dem die Lernenden im Zentrum stehen und ermutigt werden, eigenständig Lernpfade zu beschreiten. Dies geschieht durch eine passende pädagogische Rahmung im Sinne eines Advance Organizers, die unter anderem das Lerndesign, die vorbereitete und durch Selbstüberprüfung gekennzeichnete Lernumgebung, die Klassen- bzw. Kursführung und die Beziehungsgestaltung im Sinne einer Resonanzpädagogik umfasst.

Pädagogische Leitideen

Das Deeper Learning Unterrichtsmodell basiert auf drei zentralen pädagogischen Leitideen:

  1. Mastery (Tiefgreifendes Fachwissen): Dies bezieht sich auf das Beherrschen von substantiellem Fachwissen, die Entwicklung transferfähiger, intellektueller Fähigkeiten und ein strukturelles Verständnis der jeweiligen Wissensdisziplin(en).
  2. Identität: Lernen wird tiefgreifender, wenn es mit der Persönlichkeit des Individuums verbunden ist. Deeper Learning bietet Gelegenheiten zur Identitätsarbeit, die besonders durch die aus diesem Ansatz heraus entstehende intrinsische Motivation angetrieben wird.
  3. Kreativität: Lernende sollen befähigt werden, Wissen anzuwenden und schöpferisch damit umzugehen. Dies fördert originelle, qualitativ hochwertige Arbeiten und stärkt die Fähigkeit, innovative Lösungen zu entwickeln.

Die Sogwirkung dieses Ansatzes, die auch besonders leistungsschwächere Lernende mit in den Blick nimmt, besteht in einer echten, authentischen Leistungserbringung außerhalb der eigenen Lerngruppe.

Das Phasenmodell

Das Deeper Learning-Phasenmodell besteht aus drei Phasen, die den Lernprozess strukturieren:

  1. Phase I: Instruktion und Aneignung: In dieser Phase unterstützen Lehrkräfte die Lernenden bei der Aneignung von fachlichen (Schlüssel-)Konzepten und zentralen Wissensbeständen, um ein solides Wissensfundament zu schaffen.
  2. Phase II: Ko-Konstruktion und Kreation: Die Lernende arbeiten in Teams bestehend aus in der Regel 4 bis 6 Personen an komplexen Fragestellungen und entwickeln dabei prozedurales Wissen durch kooperative, kollaborative und kreative Prozesse; die Förderung der 21st Century Skills wird in dieser Phase besonders in den Blick genommen.
  3. Phase III: Authentische Leistung: In der abschließenden Phase erstellen die Lernenden authentische Leistungen, die in der Lebenswelt sichtbar und wirksam sind. Lernen wird hier einer Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Diese Phase umfasst auch die Reflexion des gesamten Lernprozesses und die kritisch reflektierte Präsentation der Erkenntnisse und Ergebnisse.

Qualitätskriterien

Um Deeper Learning erfolgreich zu implementieren, wurden acht Qualitätskriterien definiert:

  1. Dynamisches Unterrichtsdesign in Phasen
  2. Kollaborative Professionalität und Unterrichtsdesign
  3. Authentische Leistungen
  4. Dialogische und formative Leistungsentwicklung
  5. Hybride Lernumgebung
  6. Entwicklung der 21st Century Skills
  7. Erweiterung der adaptiven Expertise
  8. Co-Agency und Entwicklung von Student Agency fördern.

Agency meint hier „das aktive und selbstbestimmte Treffen von Ent-scheidungen, auf die eine Handlung folgt, für die Verantwortung übernommen wird.“ (Sliwka, A. et al 2023. Seite 10.)

Fazit

Deeper Learning bietet ein umfassendes und zukunftsorientiertes Unterrichtsmodell, das Lernende als aktive und selbstwirksame Gestalter ihrer eigenen Lernprozesse sieht. Durch die Integration von fachlichem Wissen, Identitätsarbeit und Kreativität wird ein tiefgehendes und bedeutungsvolles Lernen ermöglicht, das die Lernenden auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet.


Literatur: Sliwka, A., Klopsch, B. u.a. (2023). Deeper Learning gestalten. Ein Workbook. Beltz-Verlag. (CC BY-NC-ND)

Einfach machen!
Herzliche Grüße Jörg & Jörg

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