Die Strandmetapher

Lesedauer 7 Minuten

CC BY-SA 4.0 Jörg Bücker

Strand als Grafik
Einleitung

Der Strand – ein Bereich, an dem das Land das Meer berührt und eine Metapher für die Übergänge und Veränderungen im Schulleben. Hier treffen unterschiedliche Welten aufeinander: das vermeintlich beständige Land und das unvorhersehbare Meer. Der Strand symbolisiert den Übergang zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, zwischen Sicherheit und Abenteuer. Genau wie die Wellen, die kontinuierlich an die Küste schlagen, bringt das Leben Veränderungen und Herausforderungen mit sich. Diese ständige Bewegung und der Wandel erinnern uns daran, dass nichts im Leben statisch ist. Der Strand lädt uns ein, über die eigenen Grenzen hinwegzusehen, die unsere Komfortzonen definieren, und den Mut zu finden, neue Wege zu beschreiten. Er lehrt uns, dass jeder Anfang ein Ende in sich trägt und jedes Ende einen neuen Anfang bedeutet.

Die Strandmetapher

Die Schulentwicklung gleicht einem Strandleben, wo jede einzelne Komponente eine tiefere Bedeutung in sich tragen kann. Symbolisiert der Strand selbst das Bildungsumfeld, das System Schule, so stellt er einen Ort da, an dem Lernende und Lehrende in kommunikativer Gemeinschaft präsent zusammenkommen, um ihr Wissen – vielleicht beim Bau von Sandburgen – zu teilen und auf jeden Fall gemeinsame (Primär-)Erfahrungen zu machen.

Der Sand kann in dieser Metapher für die Grundlagen und Prinzipien der Bildung stehen. Wird er von einer gezielten Menge an Wasser durchfeuchtet, so ist er formstabil und man kann mit ihm durchaus hohe und große Burgen bauen, wobei aber nicht jeder Strand gleich ist. Wird eine Sandburg aber nicht stetig weitergebaut und in Ruhe gelassen, so ebnet das Meerwasser den Sand wieder ein. Der Sand ist die Basis, auf dem alles aufgebaut werden kann, doch wie Sandkörner sich durch den Wind und die Wellen verschieben, müssen auch Bildungsprinzipien und die pädagogischen Grundlagen flexibel und anpassungsfähig genutzt werden, um den sich verändernden Bedürfnissen der Gesellschaften gerecht zu werden. Am Strand können Burgen gebaut werden, er kann aber auch einfach nur der Erholung dienen Er ist aber auch der Ort, wo z.B. mit dem Treibgut die Überreste eines Schiffbruchs angespült werden.

Betrachtet man sich das Strandleben, so spiegelt sich darin bei Jung und durchaus auch bei Alt die Freude und der Spaß wider, die das Lernen und das Lehren bringen können. Wie Jugendliche und vor allem Junggebliebene, die am Strand spielen und neue Entdeckungen machen, können Lernende und auch Lehrende die Neugier und Begeisterung an diesen Primärerfahrungen erleben und pflegen.

Zu einem Strand gehören auch Wellen. Sie repräsentieren in der Strandmetapher die stetigen Veränderungen und Herausforderungen, denen sich die Schule stellen muss. Wellen kommen in verschiedenen Formen und Größen vor, sind manchmal ruhig und sanft, manchmal heftig und von Stürmen begleitet. Wellen symbolisieren in der Strandmetapher auch neue pädagogische Ansätze, technologische Fortschritte und gesellschaftliche Erwartungen, die den Schulalltag beeinflussen und formen. Die großen Wellen sind dabei durchaus auch Erscheinungsformen von großen tektonischen Verwerfungen, von gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Welt ein wenig in Wanken bringen.

Doch der Strand birgt Anstrengungen und zum Teil auch gefährliche Herausforderungen, wie z.B. ein Anschwimmen gegen die Meeresströmung. Schulentwicklung erfordert oft ein hartes Stück Arbeit und Durchhaltevermögen, einen langen Atem. Lehrende, Lernende, die Administratoren und die kreativ Gestaltenden müssen gemeinsam gegen eine Vielzahl an Widerständen agieren, sei es bei der Implementierung neuer Lehrpläne, der Integration neuer Technologien, der Anpassung an neue Bildungsstandards oder auch im Hinblick auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen. So manches Mal kann eine große Anstrengung beim Schwimmen auch zu einem Gefühl der Erfüllung und Stärke führen; man braucht einen langen Atem und ein großes und starkes Durchhaltevermögen. Die Begleitung durch Gleichgesinnte kann dabei sehr hilfreich sein. Genauso kann eine erfolgreiche Schulentwicklung Selbstwirksamkeiterfahrungen ermöglichen und somit eine Weiterentwicklung entstehen lassen. Sie kann die Schulgemeinschaft stärken und zeigen, dass trotz aller Herausforderungen der Weg des lebenslangen Lernens und der Weiterentwicklung lohnenswert ist.

Als Beispiel für solche Herausforderungen mag an dieser Stelle eine weitere Metapher als Diskussionshilfe um den digitalen Mehrwert neuer Medien dienen, die bei der Einordnung einer Vielzahl an unterschiedlichen großen Wellen in den Erscheinungsformen von digitalen Endgeräten, Apps und Tools bis hin zur (alltäglichen) Nutzung von Large Languages Models wie ChatGPT & Co in Erscheinung tritt: Die Pinguin-Medienmetapher. Jöran Muuß-Merholz veranschaulicht hierbei die beiden Medienwelten eines Pinguins, das Land (in unserem Fall der Strand) und das Wasser. In beiden Medien ist der Pinguin zu Hause, in beiden hat und braucht er spezielle Fähigkeiten. Jöran Muuß-Merholz vergleicht beide Medienwelten durch Beschreibungen, stellt aber auch heraus, dass etwas in dem anderen Medium nur anders funktioniert. Da beide Medien nicht vergleichbare Bedingungen besitzen, verbietet sich eine Mehrwert-Diskussion durch qualitative Vergleiche. Somit ist eine Übertragung der Maßstäbe, die wir an die alten Medien angelegt haben, nicht sinnhaft auf die neuen Medien möglich. Vielmehr geht es um eine Erkundung, ein entdecken der neuen Medienwelt.
Hierzu hat Ruben Puentedura bereits im Jahr 2006 das SAMR-Modell zur Analyse der technischen Integration entwickelt. Es misst den Grad der technologischen Integration auf vier Ebenen, die von einer Ersetzung bis zu einer Transformation reichen: Substitution, Augmentation, Modification, Redefinition.

Fazit …

Das Strandleben ist ein Spiegel der Schulentwicklung – eine Mischung aus sinnerfülltem Tun, dem „Einfach machen Prinzip“, einer konstruktiven und durchaus pragmatischen Begegnung mit den täglichen Herausforderungen und den kontinuierlichen Veränderungen. Und für diejenigen, die sich ins oder auf das Meer begeben wollen, lässt sich diese Strandmetapher noch weiter fortsetzen, bis zu einem Aufbruch zu neuen Ufern.

… und Empfehlung

Begib dich gedanklich an den Strand, schau den kleinen und größeren Wellen zu, baue Sandburgen und beobachte dessen Vergänglichkeit. Betrachte die Surfer auf dem Wasser, wie sie versuchen vor die Welle zu kommen, wie sie auf der Welle reiten und dabei ganz in ihrem Element sind. Vielleicht ergibt sich ja auch ein Gespräch mit einem Surfer, der dir von der Fokussiertheit beim Surfen berichtet. Schau den SchwimmerInnen im Wasser zu, denn auch sie stehen in Bezug zu den Wellen. Auch die SpaziergängerInnen am Strand treten in Resonanz zu ihrer Umgebung, verändern ihre Gehgeschwindigkeit, weichen größeren Wellen vielleicht aus oder lassen sich ihre Füße umspülen. Gerade Kinder agieren intensiv mit diesem Wellenspiel. Betrachte es genau! Und vielleicht entdeckst du ja auch Schnorchler oder gar Taucher, die die Welt unter Wasser entdecken – lass dir von der Schönheit oder auch von den Veränderungen unter Wasser berichten oder schau selber einmal dort nach. Entdeckst du auch Boote oder Schiffe, die weit aufs offene Meer herausfahren, auf zu neuen Inseln? Diese Strandmetapher mag dir bei der Sortierung des komplexen Gefüges an Schulentwicklungsthemen und -begriffen helfen. Vergleiche hinken natürlich auch einmal und manchmal gehen sie auch zu weit, doch helfen sie bei der Einordnung und Klärung von Situationen, erst recht, wenn sie positiv behaftet sind. Einige Impressionen mögen dir bereits hier und jetzt helfen (alle Fotos sind übrigens lizenzfrei).

Strandgefühle – Welcher Strandtyp bist du?
Surfer am Strand mit Schwimmenden

Strand mit Cocktail
Gab es Herausforderungen, gar Schiffbrüche?
Strand mit einem schiffbrüchig gewordenem Boot
Hilfe bei der Gedankenreis durch Impressionen

Die folgenden Fotos (unter freier Lizenz) mögen eine weitere Inspirationsquelle für deine Gedankenreise an den Strand sein.

Und noch etwas zum Thema „Gut zu wissen“

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie baut in der Psychotherapie auf diese positive Neubewertung negativer Emotionen auf und verbindet damit verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien. Im Fokus liegt die Emotionsakzeptanz, die sich in der Metapher von den Wellen an der Küste (Rodríguez, Alejandro (2023). Die Metapher von den Wellen an der Küste. Gedankenwelt. https://gedankenwelt.de/die-metapher-von-den-wellen-an-der-kueste/) wiederfindet. Im Kern geht es darum negative Emotionen zu akzeptieren. „Die Wellen repräsentieren die Gedanken und Emotionen, die dir nichts anhaben können. […] Aber am Ende lösen sich alle Wellen im Sand auf, egal wie eindrucksvoll sie einst waren.“ (Rodríguez, A 2023). Veränderungen sind auch in der Schulentwicklung normal. Der Geschwindigkeit, der Mächtigkeit und der Häufigkeit der Wellen müssen wir mit einer resilienten Haltung entgegentreten. Dazu sind vielfältige Kompetenzen notwendig, deren man sich stets im Sinne einer positiven Resonanzpädagogik nach Hartmut Rosa bewusst sein darf.

Quellen und weiterführende Links

Quarks. (2018b, Oktober 17). Die Welle und ihre Physik | Quarks Video. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=7diABngfMRI
Quarks. (2018, 15. Oktober). Monsterwellen: Seemannsgarn oder reale Gefahr? | Quarks Video. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=l_uvq_x02UI

Akzeptanz- und Commitmenttherapie
Rodríguez, A. (2023, 17. Januar). Die Metapher von den Wellen an der Küste. Gedankenwelt. https://gedankenwelt.de/die-metapher-von-den-wellen-an-der-kueste/
Wikipedia-Autoren. (2008, 11. April). Akzeptanz- und Commitmenttherapie. https://de.wikipedia.org/wiki/Akzeptanz-_und_Commitmenttherapie

weitere Metaphern für den Strand
Williams, L. (2024, 6. März). 17 Strand-Metaphern und -Gleichnisse, die begeistern! – Dutchdesign Symbols. Dutchdesign Symbols. https://dutchdesign.blog/17-strand-metaphern-und-gleichnisse-die-begeistern

Die Pinguin-Metapher
Muuß-Merholz, Jöran (2021) _Das Medium des Pinguins – die blaue und die grüne Medienwelt (2021er Version; NLQ-Impulse 9 – Medienberatung Niedersachsen) Video. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=Z8O8Ls1R8lU

Zitiervorschlag dieser Seite
Jörg Bücker (2024) Die Strandmetapher. https://padereducation.de/?p=709. CC BY-SA 4.0

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Herzliche Grüße Jörg & Jörg

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