Hier ist eine Liste jener Schlüsselkompetenzen im 21. Jahrhundert, welche die Lernende unserer Meinung nach ihr Eigen nennen sollten. Diese Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und dient als Diskussionsgrundlage. Sie basiert auf den vier Kompetenzbereichen des KMK-Kompetenzmodells von 2021, auf den erweiterten 6C nach auf Michael Fullan sowie weitere zentrale Grundkompetenzen und -fähigkeiten diverser Stiftungen und Institutionen; gerade die Grundkompetenzen gilt es unserer Meinung nach noch weiter zu schärfen. Hierbei sollte der OECD Lernkompass 2030 (Seite 69 und beispielhaft Seite 74) noch mehr Berücksichtigung finden.
Michael Fullans Erweiterungen auf 6C/6K
Die erweiterten 6 Kompetenzen nach Michael Fullan lauten in der deutschen Übersetzung:
Character / charakterliche Haltung
Der Begriff „Charakter“ bezieht sich auf die Eigenschaften des Einzelnen, die für die persönliche Effektivität in einer komplexen Welt unerlässlich sind, wie z. B. Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Ausdauer, Widerstandsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit.
Citizenchip / globale Bürgerschaft
Denken wie ein Weltbürger, der sich auf der Grundlage eines tiefen Verständnisses verschiedener Werte mit echtem Interesse an der Zusammenarbeit mit anderen an der Lösung komplexer Probleme beteiligt, die sich auf die menschliche und ökologische Nachhaltigkeit auswirken.
Collaboration / Kollaboration
Zusammenarbeit bezieht sich auf die Fähigkeit, unabhängig und synergetisch in Teams zu arbeiten, mit starken zwischenmenschlichen und teambezogenen Fähigkeiten, einschließlich eines effektiven Managements der Teamdynamik, des gemeinsamen Treffens wesentlicher Entscheidungen und des Lernens von anderen und des Beitragens zum Lernen anderer.
Communication / Kommunikation
Kommunikation setzt die Beherrschung von drei Fertigkeiten voraus: Digitalität, Schreiben und Sprechen für verschiedene Zielgruppen.
Creativity / Kreativität
Ein „unternehmerisches Auge“ für wirtschaftliche und soziale Chancen haben, die richtigen Fragen stellen, um neue Ideen zu entwickeln, und Führungsqualitäten zeigen, um diese Ideen in die Praxis umzusetzen.
Critial Thinking / Kritisches Denken
Kritische Bewertung von Informationen und Argumenten, Erkennen von Mustern und Zusammenhängen, Aufbau von sinnvollem Wissen und dessen Anwendung in der realen Welt.
Fokus Schulentwicklung
Für eine gelingende Schulentwicklung, die auf einer Partiziptation der am Lernproess Beteiligten fußt, wird es wichtig sein zu klären, welche Kompetenzen in 10 Jahren immer noch benötigt werden; der Fokus liegt hier nicht auf dem Wandel, sondern auf der Kontinuität. Dadurch wird der psychologische Faktor in Change-Management-Prozessen stärker mit berücksichtigt. Hierbei ist es wichtig zunächst den Blick zu öffnen, welche Kompetenzen die Lernenden im System Schule, und dazu müssen auch die Lehrkräfte gezählt werden, jetzt schon besitzen. Aus unternehmerischer Sicht lohnt sich hier ein Blick in die Gedankenwelt von Amazongründer Jeff Bezos (AWS-Video – 4:27 bis 6:45 – Was wird sich nicht ändern?). Um welche Schlüsselkompetenzen, die auch in 10 Jahren noch bedeutsam sein werden [Kontinuität], muss die Gesamtliste ergänzt werden [Wandel]. Mit dieser Klarheit wird die Komplexität einer VUCA-Welt aufgefangen (zur Einordnung: VUCA steht für volatile (unbeständig), uncertain (unsicher), complex (komplex) und ambiguous (mehrdeutig). Eine gewisse Unbeständigkeit und Unsicherheit wird es immer geben, aber gerade im System Schule ist es für die Lernenden – und vermutlich nicht weniger auch für die Lehrenden – unabdingbar, dass sie sich auf ihre Lernbegleitungen – respektive Schulleitungen – verlassen könne, Sicherheit erfahren und in der Erfahrung von Mehrdeutigkeiten (Ambiguitäten) begleitet werden. Dazu braucht es die oben beschriebene Klarheit an Schlüsselkompetenzen.
12 erweiterte Kompetenzen
1. Grundkompetenzen (auch KLP der einzelnen Fächer):
- Lesen: Förderung des Leseverständnisses und der Lesefähigkeit, um Informationen kritisch zu bewerten und zu nutzen (siehe hierzu auch Pädagogik 05/2024 in 01 Digitale Bibliothek).
- Schreiben: Entwicklung von Schreibfähigkeiten, um Gedanken klar und strukturiert ausdrücken zu können.
- Rechnen: Aufbau von mathematischen Grundkenntnissen und Problemlösungsfähigkeiten im mathematischen Kontext.
2. Digitale Kompetenz (auch MKR):
- Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren: Lernende und Lehrende sollen in der Lage sein, Informationen gezielt zu suchen, kritisch zu bewerten, zu verarbeiten und sachgerecht zu speichern.
- Kommunizieren und Kooperieren: Hier geht es darum, digitale Medien effektiv und verantwortungsbewusst zur Kommunikation und Zusammenarbeit zu nutzen.
- Produzieren und Präsentieren: Die Kompetenz, Inhalte mithilfe digitaler Werkzeuge zu erstellen, zu bearbeiten und ansprechend sowie zielgruppengerecht zu präsentieren.
- Schützen und sicheres Agieren: Wichtige Fähigkeiten in Bezug auf Datenschutz, Urheberrecht und den sicheren Umgang mit digitalen Medien.
- Problemlösen und Handeln: Die Fähigkeit, digitale Technologien strategisch und kreativ zur Problemlösung einzusetzen.
- Analysieren und Reflektieren: Das kritische Hinterfragen von digitalen Inhalten und Technologien sowie das Reflektieren des eigenen Medienhandelns.
3. Kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten (überfachliche Kompetenz)
- Fähigkeit, komplexe Probleme zu analysieren und kreative Lösungen zu entwickeln.
- Förderung von analytischem Denken und Entscheidungsfindung.
4. Kommunikationsfähigkeit:
- Effektive mündliche und schriftliche Kommunikation.
- Fähigkeit, in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten zu kommunizieren.
- Umgang mit verschiedenen Kommunikationsmedien.
5. Kollaboration und Teamarbeit:
- Fähigkeit zur Zusammenarbeit in verschiedenen Gruppenkonstellationen.
- Entwicklung von Teamfähigkeit und interkultureller Kompetenz.
- Projektarbeit und kooperatives Lernen.
6. Ästhetische und kreative Kompetenz:
- Förderung der Kreativität und des innovativen Denkens durch künstlerische Ausdrucksformen in Musik, Kunst und Literatur.
- Entwicklung kreativer Problemlösungsansätze.
- Nutzung künstlerischer Ausdrucksformen in Musik, Kunst und Literatur.
- Entwicklung ästhetischer Sensibilität und kritischer Bewertung von Kunst und Kultur.
- Integration von Sport zur Förderung von Gesundheit und Teamgeist.
7. Selbstreguliertes Lernen:
- Fähigkeit zur Selbstorganisation und zum selbstgesteuerten Lernen.
- Zeitmanagement und Zielsetzung.
- Umgang mit Stress und Motivationstechniken.
- Vorbereitung auf lebenslanges Lernen durch kontinuierliche Weiterbildung und Anpassung an neue Herausforderungen.
8. Interkulturelle Kompetenz und (inter)kulturelle Partizipation (Ambiguitätstoleranz):
- Verständnis und Wertschätzung kultureller Vielfalt.
- Fähigkeit, in einem globalen Kontext zu agieren.
- Förderung von Toleranz und Empathie.
- Einbindung von Musik, Kunst, Literatur und Sport zur Förderung kultureller Ausdrucksformen und zur Stärkung der Identität und Gemeinschaft.
9. Soziale und emotionale Kompetenz (Resilienz und Resonanz):
- Entwicklung von Empathie und sozialer Verantwortung.
- Förderung emotionaler Intelligenz und Konfliktlösungsfähigkeiten.
- Aufbau eines positiven Selbstbildes und Resilienz.
10. Charakter (Haltung, Mitgefühl – Lebenslanges Lernen):
- Entwicklung einer positiven Haltung und ethischen Denkens.
- Förderung von Integrität, Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein.
- Stärkung des Mitgefühls und der Empathie für andere.
11. Bürgerschaft (Citizenship):
- Verständnis der eigenen Rolle und Verantwortung in der Gesellschaft.
- Förderung von aktivem und informierten Bürgersinn.
- Engagement für Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und demokratische Werte.
12. Unternehmerische Kompetenz:
- Förderung von Innovationsgeist und unternehmerischem Denken.
- Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und unternehmerische Initiative.
- Entwicklung von Projektmanagementfähigkeiten (SCRUM, Teamfähigkeit).
Einfach machen!
Herzliche Grüße Jörg & Jörg
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